Findling im Wald Der Quoltitzer Oferstein ist einer größten Findlinge auf Rügen | Foto: Lapplaender

Magische Orte auf der Insel Rügen

Opferstein und Dobberworth haben immer die Fantasie angeregt

Magisch wird die Insel Rügen immer dort, wo die Zeugnisse der frühen Geschichte noch sichtbar sind. Wer den Quoltitzer Opferstein auf Jasmund aufsucht, kann das nacherleben. Denn allein die Tatsache, dass hier – wirklich fast am Ende der Welt – damals Menschen gelebt haben, scheint sonderbar. Der Stein liegt ungefähr 800 Meter abseits der Landstraße in einem kleinen Gebüsch und nahe der so genannten „Krattberge“. Mit dem Bus erreicht man den Ort über die Haltestelle Neddesitz und die Linien 13 und 14 und einen ausgeschilderten Wanderweg. Der Findling hat eine Größe von rund 27 m² und wiegt ca. 73 Tonnen. Er wurde mit dem eiszeitlichen Geschiebe aus Skandinavien hergebracht. Eine tiefe Rille zeugt vom Versuch, den Stein zu spalten, um daraus frühe handgetriebene Mühlen zum Schroten und Mahlen von Körnerfrüchten mit Hilfe von Mahlsteinen zu gewinnen –so genannte „Trogmühlen“.

Der „Opferstein“ ist eines der am frühesten unter Schutz gestellten Denkmäler und einer der größten Findlinge der Insel Rügen. Weil sich Spuren menschlicher Bearbeitung finden, hat er immer wieder die Fantasie der Menschen angeregt. Im Sprachgebrauch der Inselbewohner wird er „Opferstein“ genannt, weil sich auf seiner Oberfläche Vertiefungen erkennen lassen, die als Schälchen oder Näpfchen bezeichnet werden – von den Einwohnern wurden sie als „Blutgrapen“ bezeichnet. Während die Versuche, aus dem Stein Mühlstein zu schneiden wohl aus der Bronzezeit 1000 bis 600 vor Christus stammen, sind diese Schälchen sicherlich früheren Ursprungs. Es mag gut möglich sein, dass sie kultisch-rituelle Geschehnisse zugehörten. Wissenschaftlich geklärt ist dies aber keineswegs eindeutig. Der Stein wurde 1797 und 1806 von dem Maler der norddeutschen Frühromantik Caspar David Friedrich gezeichnet. Auch berichten zahlreiche Sagen und Legenden über den Stein, wie der Märchenforscher Alfred Haas notiert hatte.

Eines der größten Hügelgräber Norddeutschland befindet sich ebenfalls auf der Halbinsel Jasmund. Der Der Dobberworth, auch Dubberworth genannt, befindet sich etwas südlich der Stadt Sagard. Der Grabhügel ist 15 Meter hoch und hat einen Umfang von 150 und einen Durchmesser von 15 Metern. Sein Volumen kann nur geschätzt werden und müsste bei 22.000 m² liegen. Der Sage nach, hat dieses Grab ein Riese errichtet, der die Furth zwischen dem Großen und dem Kleinen Jasmunder Bodden schließen wollte, doch unterwegs seine wertvolle Erdfracht verlor. Auch in anderen Versionen der Sage ist jemand unterwegs, der die Erde verliert. Eine weitere Sage handelt von unterirdischen Wesen wie den Rügener Kreidemännchen. Sie wohnen im Dobberworth und hüten dort ihre Schätze. Tatsächlich stammt das Hügelgrab wohl aus der Bronzezeit – der Zeit, als der Opferstein in Quoltitz zu Mühlsteinen umgewandelt werden sollte.

Wer sich für die Archäologie der Insel Rügen interessiert, kann mit Dr. Katrin Staude von Archäo-Tour Rügen und René Geyer geführte Wanderungen unter anderem zu den Großsteingräbern unternehmen.

Weitere Informationen:
www.archaeo-tour-ruegen.de
www.naturgeyer.de

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