Der Seeadler ist wieder da!
1. Juni 2018Auf Rügen gibt es einen erfreulichen Aufwärtstrend im Seeadler-Bestand
Sie sind selten und fliegen in großen Höhen – doch wer aufmerksam durch die Rügener Boddenlandschaft wandert, der kann sie entdecken. Von atemberaubender Schönheit ist so ein Seeadler, der gemächlich seine Kreise zieht und dann unversehens ins Wasser hinabstürzt, um sich einen Fisch zu angeln. Wie wild und romantisch die Insel Rügen noch ist – das kann erleben, wer ihm begegnet. Es ist die besondere Landschaft der Insel Rügen mit ihrer Vielfalt an Inseln und Halbinseln, Wäldern, Wiesen und Äckern, die sie zu einem idealen Lebensraum für den majestätischen Vogel macht. Vor allem die weiten Wasserflächen, die er von sicherer Höhe aus überblicken kann, sind sein Jagdrevier. Fische, Wasservögel und Aas bilden seine Nahrung. Nur langsam haben sich die Rügener Bestände erholt – in weiten Teilen Deutschland ist er schon verschwunden. Doch der Seeadler steht auf der Liste der gefährdeten Tiere und gilt auch europaweit als rar.
Gefahr droht ihm und seiner Brut immer dann, wenn jedes Fleckchen Landschaft wirtschaftlich genutzt wird, sei es durch den Tourismus oder die Land- und Forstwirtschaft. Ja, auch die Gäste sind verantwortlich für seinen gefährdeten Status, denn er ist hochsensibel und zieht fort, wenn seine Brutplätze gestört werden. Darum ist beides wahr: die Insel Rügen bietet das außerordentliche Naturerlebnis – doch langfristig ist das nur dann möglich, wenn es auch geschützte Zonen gibt, zu denen der Zutritt verwehrt bleibt. Wiederholt ist zu beobachten, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Horstschutzzonen durch Naturnutzer aus Unkenntnis oder eventuell sogar bewusst nicht beachtet werden.
Um den Respekt zu erhalten aber auch anzuerkennen, dass der Vogel ein Imageträger für die Insel Rügen ist, ist der Kreisverband Rügen des Naturschutzbundes NABU aktiv für den Schutz der Seeadler. Mit dem Landesnaturschutzgesetz wurden in Mecklenburg-Vorpommern Horstschutzzonen eingerichtet, in denen es untersagt ist, vom 1. Januar bi zum 31. Juli zu jagen. In Schutzzone I – also 100 Meter rund um den Horst – sollen jegliche Störungen ganzjährig vermieden werden. Um dem gerecht zu werden, ist eine verlässliche Zusammenarbeit der Adlerschützer vor allem mit den Nutzern der entsprechenden Flächen außerordentlich wichtig. Um diese Aktion in die Tat umzusetzen, sind viele Gespräche notwendig. Interessenvertreter müssen überzeugt und Behörden eingebunden werden. Immer wieder werden Vorträge zum Thema gehalten und es wird Informationsmaterial verteilt.
Oft ist die Entdeckerfreude bei Naturfreunden so groß, dass an die Rücksichtnahme kein Gedanke verschwendet wird. Auch wenn alle Niststätten und auch die so genannten
Wechselhorste kartografiert wurden – keiner sollte sich auf die Lauer legen. Stattdessen können Naturliebhaber an Führungen teilnehmen oder einfach mit offenen Augen wandern, Radfahren oder mit dem Boot unterwegs sein. Wenn er auftaucht – besteht kein Zweifel: Seeadler können bis zu 90 Zentimeter lang werden und eine Flügelspanne von bis zu 240 cm besitzen. Das Gefieder erwachsener Seeadler ist überwiegend braun. Kopf, Hals, obere Brust und oberer Rücken sind gelblich-ockerfarben aufgehellt.
Weitere Informationen:
www.nabu-ruegen.de