Die Zeit der herben Früchte naht
1. Oktober 2018Sanddorn, Preiselbeeren und Hagebutten sind kulinarische Exoten
Die Zeit der sanften Früchte ist vorbei – nun kommen die sauren und herben Beeren, die sich auch nicht so leicht verarbeiten lassen wie Himbeeren, Erdbeeren und Brombeeren. Mit kräftigen Dornen bewehrt ist der Sanddorn und seine Beeren zerplatzen schon bei sanfter Berührung, so zart sind sie. Kornelkirchen sind schwer zu finden, mühsam zu ernten und herb im Geschmack. Hagebutten gar, wollen erst einzeln aufgeschnitten werden, um die juckenden Kerne zu entfernen, bevor sie gekocht und durch ein Sieb gestrichen werden können, ganz zu schweigen von den Dornen, die jeden Pflücker mit blutigen Händen zurücklassen. Die Preiselbeeren schließlich sind versteckt unter den Blättern ihres Strauchs, der sich niedrig in den Waldboden duckt und so hart, dass man sich kaum vorstellen kann, dass sie essbar sind. Doch all diese Gründe, die Herbstfrüchte den Vögeln zu überlassen, gelten für echte Kulinariker und gesundheitsbewusste Menschen nicht – sie wollen diese Früchte unbedingt ernten und zu leckeren und gesunden Dingen verarbeiten.
Wenngleich der Sanddorn traditionell mit viel Zucker konserviert ist und ohne Zweifel auch gut schmeckt – interessant ist er für alle, die den ungesunden Zucker vermeiden wollen, vor allem als Ersatz für Zitronen und Limetten. In kleinen Eiswürfeltüten eingefroren sorgt er für ständigen sauer-gesunden Vorrat für Salatdressings, Marinaden und Desserts. Die Kornelkirsche wird gekocht durch die Flotte
Lotte gerührt und bildet eine interessante Alternative zu Preiselbeeren als süß-herbe Beilage zu den Rügener Wildgerichten. Weil sie stark pektinhaltig ist, benötigt man weniger Gelierzucker und das ist es, was viele heute wollen. Die Kornelkirsche wurde in den letzten Jahren als wahres Wundermittel entdeckt. Sie wirkt vor allem auf den Verdauungstrakt und auch Blätter, Rinden und Wurzeln werden zu Heilzwecken benutzt. Weil jede Frucht von ihrem Kern getrennt werden muss, ist die Verarbeitung jedoch sehr aufwändig.
Die Hundsrosen wachsen auf der Insel Rügen an den schönsten Orten – oft dort wo leichte Ostseewinde durch die Boddenwiesen streichen. Und eben dort sind sie auch am gesündesten. Die roten Früchte müssen zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden, noch fest, doch schon etwas weich geworden. Wie bei jeder Wildernte muss man prüfen, ob sich auch keine falschen Freunde schon dort eingenistet haben – doch dann kann die Ernte beginnen. Zuhause werden die Früchte entweder mit Kernen gekocht und durch ein Sieb gestrichen, doch die feine Art ist es, die Kerne vorher zu entfernen. Dabei kann man seinen Kindern auch die alte Geschichte erzählen, wie man seinen Mitschülern diese Kerne hinten in die Bluse geworfen hat und diese sich vor Juckreiz wanden. Auch dieses sämige, gesunde und saure Mus lässt sich leicht gesüßt gut einfrieren und kann für fruchtige Desserts, als Beilage zu Eiscreme oder auch zu gegrilltem Rib Eye Steak wunderbar eingesetzt werden.