Schloss Putbus in seiner klassizistischen Form: Frontansicht mit Fürst-Wilhelm-Malte I.-Denkmal | Foto: Archiv Christoph Gebler

Fürst Wilhelm Malte I. – ein Visionär

Gründervater von Putbus ließ sich eine Residenz im Stil des Klassizismus errichten

1702 starb die rügensche Linie der Familie zu Putbus aus und den Besitz übernahm deren seit 1483 bestehende dänische Linie. Nach dem Tod des Grafen Malte Friedrich erbte sein Sohn Wilhelm Malte I. (1783 –1854), der 1807 zuerst in den schwedischen und 1817 in den preußischen Reichsfürstenstand erhoben wurde, diesen Stammsitz und mit ihm ebenso die Würden eines Erblandmarschalls, Generalgouverneurs, Kanzlers der Greifswalder Universität und Mitglieds des Kommunal- und Provinziallandtags.
Der weltgewandte Fürst reiste viel, u.a. nach Frankreich, Italien, Schweden, Holland und in die Schweiz. Von überall brachte er Anregungen mit nach Putbus. Besonders oft zog es ihn nach England, wo er z.B. das Seebäderwesen kennenlernte. Unter König Friedrich Wilhelm III. führte er den Titel „Königlicher General-Gouverneur der Provinzial-Behörde von Neu-Vorpommern“. Dieser betraute ihn auch mit diplomatischen Missionen, beispielsweise zur Krönung der britischen Königin Victoria nach London.
Wilhelm Malte I. gründete im Jahr 1810 aus einer Vision heraus seinen Residenzort. Der Circus, ein schöner Rondell-Platz mit Obelisk, entstand. Von seiner Mitte verlaufen sternförmige Wege zu weißen klassizistischen Gebäuden – nach Vorbild eines Platzes in Karlsruhe bzw. dem englischen Bath. Der Fürst ließ das Schloss und dessen Nebengebäude klassizistisch überarbeiten und den Landschaftspark nach englischem Vorbild neu anlegen. Auf Initiative seines Greifswalder Studienfreundes, des Grafen Karl Friedrich Hahn, entstanden direkt am Markt 1816 ein repräsentatives Stadthaus und daneben das erste, 1821 das heutige Theatergebäude mit 324 Plätzen.
Mit dem Ziel, die Bildung und Erziehung der Landeskinder zu fördern, ließ Wilhelm Malte I. im Jahr 1833 auch das Fürstliche Pädagogium zu Putbus am Circus erbauen. Es wurde als höhere Lehranstalt mit Unterrichtsräumen, einem Internat mit Schlafsälen sowie Speisesaal und Turnhalle errichtet. 1836 übergab er es als „Königliches Pädagogium“ an den preußischen Staat.
Außerdem war Fürst Malte I. an Zucker- und Kreidefabriken beteiligt, ließ in Seedorf Schiffe bauen und 655 Hektar Land in Erbpacht aufsiedeln. In seinem im Waldgebiet Granitz erbauten Jagdschloss Granitz beherbergte er ranghohe Adlige und Aristokraten, die die Ostseeküste besuchten, und gründete mit dem Badehaus Goor das erste Seebad auf der Insel. All dies bescherte Putbus einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Um 1830 besaß die Stadt etwa 600 Einwohner, sechzig Jahre später waren es bereits 2.000. Daher weilten auch viele Persönlichkeiten, wie etwa die Könige Friedrich Wilhelm III. und IV., Alexander von Humboldt und König Christian VIII. von Dänemark, als Besucher des Fürsten sowie später auch Otto von Bismarck, Gerhart Hauptmann und Paul von Hindenburg in der Stadt.
Bis 1832 erfolgte ebenfalls der Umbau des Putbuser Schlosses im klassizistischen Stil. Es brannte 1865 aus und wurde von 1867 bis 1872 im Stil des Historismus wiedererrichtet. Noch während des Zweiten Weltkriegs wurde die fürstliche Familie 1944 jedoch inhaftiert bzw. vertrieben, nach 1945 plünderte man das Schloss und es verfiel. Von 1948-51 beherbergte es das Studio 48 der Staatlichen Schauspielschule Schwerin. Doch in den 1960er-Jahren wurde es wegen Geldmangels für eine Restaurierung sowie aus ideologischen Gründen unter dem DDR-Regime leider gesprengt und komplett abgetragen – ein großer Verlust für die Stadt, der auch heute noch nachwirkt. Denn Schloss Putbus war der größte Profanbau der Insel Rügen und einer der bedeutendsten Putzbauten Norddeutschlands.
Der kunstsinnige Wilhelm Malte I. blickt in Form eines überlebensgroßen Standbilds aus carrarischem weißen Marmor, welches seine Gattin Fürstin Luise (1783–1860) fünf Jahre nach seinem Tod im Jahr 1859 von Friedrich Drake errichten ließ, auf den heute leeren Schlossplatz. Wie seinerzeit vom Fürst verordnet, achten heute Stadtväter und Denkmalschutz gemeinsam darauf, den Charakter des klassizistischen Putbuser Stadtkerns mit seinen strahlend weißen Häusern und den repräsentativen Rosenstöcken davor zu erhalten.

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