Der Lichtsammler von Rügen

Martin Rakelmann verbindet Natur, Technik, Fotografie und Kosmos

Polarlichter, Milchstraße, galaktische Nebel, Nacht­wolken – all diese Phänomene begeistern ihn. Martin Rakelmann ist der Lichtsammler. Mit Stativ, lichtstarken Objektiven, seiner 6D-Vollformatkamera und viel Ausdauer ist der 40-Jährige stundenlang auf der Insel unterwegs. Blick Richtung Horizont und Himmel – meist nachtaktiv. Die Galerie seiner Nachtfotografien ist umwerfend. Vor allem von den Polarlichtern, die in jüngster Zeit vermehrt auch in unseren Breitengraden auftauchten, sind ihm spektakuläre Aufnahmen gelungen, die auch in den Sozialen Netzwerken viel Beifall fanden. „Ich war selbst völlig aus dem Häuschen und bin fast ausgeflippt“, beschreibt er jüngst sein Polarlicht-Erlebnis am Lotsenturm in Thiessow. „Das Geländer hat auf den Aufnahmen in der Kamera fast rosa geleuchtet“, erinnert er sich. „Ich wusste gar nicht, was ich zuerst machen soll: Stativ aufstellen, Kamera ausrichten, Leute anrufen? Ich hab dann erstmal alle aus dem Bett geholt“, erzählt er lachend.
Vor etwa sieben Jahren hat Martin Rakelmann zusammen mit seinem Kumpel René von Strandräubers Fotokiste auf Rügen sein erstes Polarlicht aufgenommen und seither wohl keines (kein starkes) verpasst. Doch was es da am 24. April zu bestaunen gab, war einmalig. „So etwas hatte ich bisher nur in Schweden oder Norwegen erlebt“, erzählt er. „Der Hammer!“ – so sein Prädikat.

Seine erste Spiegelreflexkamera bekam Martin Rakelmann mit 18. Beruflich hat sich der gelernte Koch einige Jahre in Köln ausprobiert, kam dann vor acht Jahren wieder zurück auf die Insel. Hier hat ihn die Leidenschaft für die Fotografie wieder gepackt. „Ich liebe Sachen zu fotografieren, die mit dem Auge nicht sichtbar sind, die ich aber mit der Kamera sichtbar machen kann“, erklärt er. Täglich Brot für ihn: Langzeitbelichtungen. Zum Beispiel einen Stern, Nebel oder Milchstraße fixieren und fünf Minuten lang belichten – mit Erfahrung, hohen Iso-Werten und einer Nachführung an der Kamera, die die Erddrehung ausgleicht. „Ich kann bei meinem Hobby meine Liebe zur Natur, zum Kosmos und mein großes Technikinteresse wunderbar verbinden“, schwärmt der Koch. Um galaktische Nebel fotografieren zu können, hat er eine seiner Kameras astromodifizieren lassen. „Ich lese viel, habe ein gutes Netzwerk“, so der Autodidakt. Mit André Pooschke, der einst auch eine Polarlicht-Jäger-Gruppe erstellt hat, war er seinerzeit in Schweden unterwegs und konnte an dessen Seite viel über das Phänomen lernen. Sein Jack-Pot für Rügen, der noch aussteht: Leuchtende Nachtwolken zusammen mit einem Polarlicht oder auch die Kreidefelsen mit Polarlichtern. „Sicher kein Problem, wenn das mit den Sonnenstürmen so weitergeht“, erklärt er schmunzelnd. Doch auch ohne Polarlichter wird Martin Rakelmann weiter seinem Motto treu bleiben und vor allem in der Dunkelheit für Stunden verkünden: Ich bin dann mal weg. Licht sammeln! Ina Schwarz

www.lichtsammler-fotografie.de

 

Zur Info: Wie entstehen Polarlichtern
Etwa 150 Kilometer von der Erde entfernt stoßen die Elektronen des Sonnenwindes auf Moleküle der Atmosphäre. Dabei kommt es zu einem lebhaften Energieaustausch. Die Moleküle werden elektrisch und energetisch geladen und so zum Leuchten angeregt. Ein Resultat daraus sind die Polarlichter an Nord- und Südpol.

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