Vom klugen Slawenfürsten Jaromar gebaut
1. Februar 2025Backsteingotik in der St. Marienkirche Bergen
Fürst Jaromar I. (1141–1218) erkannte früh, dass er sein Land nur befrieden kann, wenn er der Christianisierung durch die überlegenen Dänen zustimmte. Nachdem diese 1168 die Tempelfestung am Kap Arkona erobert hatten, setzte der Fürst seinen Plan um, in Bergen eine repräsentative Palast- und Begräbniskirche zu errichten. So entstanden die Vorgängerbauten der St. Marienkirche in Bergen auf Rügen. Eine steinerne Figur, die an der Westwand in das Backsteinmauerwerk eingefügt wurde, wird oft als Abbild des Ranenfürsten gedeutet. Es könnte sich jedoch ebenso gut um die Darstellung eines Mönchs handeln. Da ist die Wissenschaft sich nicht einig.
Heute erscheint es selbstverständlich, dass sich die Marienkirche mitten in der Stadt befindet, doch zu ihrer Bauzeit war Bergen noch weitgehend unbesiedelt. Lediglich ein Markt- und ein Gerichtsplatz sowie ein kleines Fischerdorf existierten. Nur wenige Hundert Meter entfernt, auf dem 91 Meter hohen Rugard, lag die gewaltige Stammburg der Landesherren, umgeben von einem mächtigen Burgwall.
Die Kirche wurde als romanische Basilika errichtet, allerdings von wenig erfahrenen dänischen Handwerkern. Der Kirchenführer von Walter Baier aus dem Jahr 1991 stellt fest, dass diese den Mörtel mit Seesand ansetzten, was dazu führte, dass die Wandmalereien im Laufe der Zeit verfielen. Diese wurden später aufwändig restauriert. Im Jahr 1193 wurde ein Nonnenkonvent gegründet, dessen spätere Gebäudeteile heute unter anderem das Stadtmuseum beherbergen.
Da die Kirche eines der frühesten Ziegelbauwerke der gesamten Region und vermutlich das älteste erhaltene Gebäude Rügens ist, wurde sie 2004 Teil der „Europäischen Route der Backsteingotik“. Besonders beeindruckend sind die Wandmalereien. An der Nordseite der Kirche zeigt sich das himmlische Paradies, in dem die Köpfe der Seelen als Blütenkelche dargestellt sind. An der Südseite sind Fegefeuer und Hölle zu sehen, wo jammernde Seelen von kleinen Teufeln gequält werden. Eine erhaltene und derart vollständige Ausmalung nach einem einheitlichen Bildprogramm ist in Norddeutschland einzigartig.