Der Grüne Knollenblätterpilz

Pilzsammler sollten immer Vorsicht walten lassen vor dem sehr giftigen Pilz des Jahres 2019

In der Natur sind Pilze seit vielen Millionen Jahren wichtige Lebenspartner von Pflanzen und für gesunde, stabile Ökosysteme unverzichtbar. Sie vergrößern mit ihrem feinen Fadengeflecht, dem Myzel, die nutzbare Wurzeloberfläche um das 1.000-fache und liefern den Pflanzen im Austausch gegen Zuckerverbindungen Wasser und Nährstoffe.
Auch der sehr giftige Grüne Knollenblätterpilz oder Grüner Gift-Wulstling (Amanita phalloides) ist ein unverzichtbarer Symbiont. Jedoch wird er im angloamerikanischen Raum nicht umsonst „deathcap“ (Todeskappe) genannt wird, auch in Mitteleuropa gehen 90 Prozent der tödlichen Pilzvergiftungen leider auf ihn zurück. Erst 2015 gab es in Deutschland mehr als ein Dutzend schwerer Vergiftungsfälle, da vor allem unter Asylsuchenden nicht bekannt war, dass hierzulande ein solch gefährlicher Giftpilz vorkommt.

Schon der Verzehr von 50 Gramm eines Pilzfruchtkörpers kann tödlich enden. Erst nach 4-6-8-12-24 Stunden beginnen langsam die ersten Symptome. Auf die initiale Phase mit Erbrechen, Durchfällen und Leibschmerzen folgt eine 2-4 Tage lange scheinbare Erholung. In der dritten Phase zeigen sich die Folgen der schwer geschädigten Leber: Gelbsucht, Leberschwellung, Blutungen im Magen- und Darmtrakt. Ohne medizinische Versorgung oder zu spät behandelt erfolgt der Tod zwischen dem 3. und 10. Tag im hepatischen Koma und/oder durch Multiorganversagen. Die Hauptgifte des Grünen Knollenblätterpilzes sind hochtoxische Amatoxine. Sie sind hitzestabil, überdauern also das Garen. Hauptvertreter ist das Alpha-Amanitin, welches die Proteinsynthese in den Leberzellen ausfallen und diese schließlich kollabieren lässt.

Im deutschen Raum kommen mehr als 50 Arten aus der Gattung der Wulstlinge (Amanita) vor, vier davon sind potenziell tödlich giftig. Fast alle wachsen in Symbiose mit Bäumen in Wäldern und Parkanlagen. Die Fruchtkörper des Grünen Knollenblätterpilzes erscheinen vor allem unter/bei Eichen und Buchen zwischen Juli und Oktober, insbesondere in trockenen und warmen Sommern nach ergiebigen Regenfällen.
Der zunächst halbkugelige Hut schirmt bei Reife flach auf und erreicht einen Durchmesser von bis zu 12 Zentimeter. Er ist mehr oder weniger olivgrün gefärbt, eingewachsen-radialfaserig und blasst zum Rand hin oft aus. Die freien Lamellen auf der Hutunterseite und das Sporenpulver sind weißlich gefärbt. Am 4-10 Zentimeter langen und 1-2 Zentimeter dicken Stiel hängt ein flüchtiger weißer und oberseits geriefter Ring. Das weiße Stielfleisch ist brüchig und längsfaserig. Die knollige Basis steckt in einer lappigen und offen abstehenden Scheide. Markant ist ein angenehm süßlicher, an Kunsthonig bzw. Invertzuckercreme erinnernder Geruch des Pilzes.

Meist wird der Grüne Knollenblätterpilz mit essbaren Champignons oder grünen Täublingen verwechselt. Durch die freien, weißen Lamellen unter dem Hut und die sackartig umhüllte, knollige Stielbasis ist er aber gut zu erkennen. Doch die Basis kann in der Streu verborgen sein, weshalb man unbekannte und ähnliche Lamellenpilze aus dem Boden hebeln sollte, statt sie abzuschneiden. Schon bei geringsten Zweifeln sollte man auf deren Verzehr verzichten. Stellen sich erst nach der Mahlzeit Zweifel ein, ist der zeitnahe Kontakt eines/r Pilzsachverständigen ratsam.Wer sicher gehen will, sollte sein Sammelgut unbedingt durch eine/n Pilzberater/in für den Verzehr freigeben lassen. Diese arbeiten dafür bundesweit mit den Giftzentralen zusammen.
Fazit allerdings ist: Hundertprozentige Sicherheit ist nur gewährleistet, wenn man unbekannte, nicht sicher als essbar zu identifizierende Wildpilze stehen lässt und nicht isst.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.

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