Auch Hotels können Rügenprodukte sein

1. Dezember 2024

Familie Raulff bewahrt die Inselgeschichte mit erfolgreichem Modell

Die private Unternehmensgruppe der Raulff-Hotels
umfasst mehrere geschichtsträchtige Häuser auf Rügen. Der 30-jährige Hannes von Kroge ist derzeit der Inhaber dieser traditionsreichen Hotels. Er ist der Enkel von Marlis und Gerd Raulff, die seit den frühen 1990er Jahren auf Rügen aus architektonischen Kleinoden individuelle Hotels geschaffen haben. Wir treffen uns an einem trüben Novembertag im wunderschönen Badehaus Goor in Lauterbach.

Ihre Großeltern haben nicht nur eine kleine, feine Hotelgruppe auf Rügen aufgebaut, sondern auch einige der schönsten Immobilien vor dem Verfall bewahrt.
Ja, das stimmt. Sowohl das Schloss Ralswiek, als auch das Badehaus in Lauterbach und das Rosencafé am Park in Putbus waren so verfallen, dass sie wohl nicht mehr lange überlebt hätten. Aber meine Großeltern hatten sich in die Insel verliebt und wollten nach der Wende etwas zum Wiederaufbau beitragen – vor allem zur Erhaltung der Geschichte. Als sie das Schloss in Ralswiek zu einem Hotel umbauten, war es ihnen wichtig, so viel wie möglich von der ursprünglichen Ausstattung zu bewahren. Sie haben sogar originale Einrichtungsgegenstände zurückgekauft. Beim Umbau fanden sie eine Büste der Gräfin Margarete im Erdreich. Hier im Badehaus wurden historische Marmorwannen ebenfalls aus dem Boden gerettet und sind nun im Restaurant zu besichtigen.

Aktuell haben Sie viele Termine auf einer Baustelle.
Worum geht es dabei?
Nachdem wir 2022/23 das Kurhotel saniert hatten – ursprünglich übrigens ein Seemannsheim – wollten wir jetzt auch das zehnstöckige Rügen-Hotel gründlich auf Vordermann bringen. Die Planungen dafür begannen bereits vor sechs Jahren. Als das Haus 1969 als „Mitropa Rügen-Hotel Saßnitz“ eröffnet wurde, galt es als DDR-Vorzeigeobjekt. Viele Gäste schätzen die Lage, aber auch das besondere Interieur, von dem wir so viel wie möglich erhalten möchten. Die gesamte Technik – Leitungen, Rohre, das Heizungssystem – war jedoch ziemlich veraltet. Auch wenn das Gebäude nicht so pittoresk ist, bleibt es doch eines der wenigen verbliebenen Zeugnisse des Aufbauwillens in der DDR, und unsere Stammgäste lieben es. Unser Schwimmbad wird übrigens von einer Betonschale des Rügener Ingenieurs Ulrich Müther überdacht. Hier treffen sich viele Sassnitzer regelmäßig zum Schwimmen. Das Panorama-Restaurant wird als Abendrestaurant mit nordischer Küche neu eröffnet und bietet einen unglaublichen Rundumblick über die Ostsee.

2019 haben Sie bewusst auf eine Zertifizierung durch die DEHOGA verzichtet, obwohl das Schlosshotel Ralswiek mit vier Sternen plus bewertet worden war. Warum haben Sie sich dazu entschieden?
In Ralswiek verfolgen wir eine besondere Philosophie. Uns war es wichtig, unsere Häuser fest in der Region zu verankern und auch Einheimische als Gäste zu gewinnen. Wir wollten nicht nur Luxusangebote schaffen, sondern die Preise moderat halten und grundsätzlich für alle da sein. Deshalb sind wir auch früh Mitglied im Rügen Produkte Verein geworden und haben uns erfolgreich um das Siegel „Regionale Esskultur“ beworben. Unsere Gäste schätzen es, Rindfleisch aus Zirkow, Eier aus Poseritz und frische Produkte der Rügener Inselfrische Molkerei genießen zu können.

Unsere Torten stellen wir übrigens in unserer eigenen Konditorei im Rosencafé her. Wenn dort gebacken wird, zieht der Duft bis über den gesamten Circus. Mit unserem „Tortenmobil“ beliefern wir all unsere Häuser. Ein besonderes Rügenprodukt findet man jedoch exklusiv nur im Badehaus – die Solethermalquelle. Diese Sole holen wir aus 650 Metern Tiefe in unseren Wellnessbereich, den auch Tagesgäste gerne besuchen. In gewisser Hinsicht sind unsere Hotels auf Rügen allesamt „Rügenprodukte“. Es sind Häuser mit Geschichte, die wir durch detailgetreue Sanierung sichtbar machen. In allen Hotels hängen zudem originale Werke aus unserer Kunstsammlung, die vor allem die wunderschöne Landschaft der Insel Rügen zeigen.

Und wie verbringen Sie Weihnachten?
Wie Sie wissen, ist die Weihnachtszeit in der Gastronomie auch Arbeitszeit, und unsere Hotels sind gut gebucht, auch für Weihnachtsfeiern. Besonders freue ich mich auf den Weihnachtsmarkt zum ersten Advent, wenn wir Teil der Putbusser Weihnachtswelten sind. Am dritten Adventswochenende findet wieder unser Weihnachtsmarkt im Schlosshotel Ralswiek statt, wo seit Jahrzehnten regionale Produzenten im Innenhof des Schlosses, in der Bibliothekshalle und im weißen Saal ihre schönen Dinge anbieten. Dazu gibt es weihnachtliche Musik im Restaurant, es singt der Sassnitzer Volkschor und auch ein Turmbläser wird wieder auftreten.