Die Welt zu Gast in Bergen

Am Nonnensee rasten Zugvögel aus aller Welt

Schlittenfahren mitten im Sommer? Noch dazu auf kostbarem Salz und in langen schwarzen Gewändern? So erzählt es die Sage. Der Legende nach sollen die Nonnen eines Klosters, das einst am heutigen Nonnensee gestanden haben soll, in Saus und Braus gelebt haben – bis sie dafür schwer bestraft wurden. Ihr Kloster versank im See, und mit ihm verschwand ihr luxuriöses Leben.

In der DDR wurde der idyllische See nahe Bergen auf Rügen trockengelegt, um zusätzliche landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen. Doch in den frühen 1990er-Jahren fielen die Entwässerungspumpen aus und kehrte der Nonnensee zurück. Heute ist er Teil des längsten Fließgewässers der Insel Rügen: der etwa 20 Kilometer langen Duwenbeek. Dieser Bach schlängelt sich von der Insel Ummanz bis nach Bergen durch die westliche Landschaft Rügens, vorbei an Orten wie Boldevitz und dem Schlosspark Pansevitz. Zur EXPO 2000 wurde die Duwenbeek mit Unterstützung der Allianz Umweltstiftung renaturiert, ebenso wie der Nonnensee.

Der See ist heute ein bedeutender Rastplatz für tausende Graugänse aus Osteuropa und ein Mauserquartier für Saatgänse. Auch Enten, Reiher und der majestätische Seeadler lassen sich hier beobachten. Vom acht Meter hohen Aussichtsturm bietet sich nicht nur ein beeindruckender Rundblick über die Landschaft, sondern auch die Möglichkeit, die scheue Vogelwelt aus sicherer Entfernung zu erleben, ohne sie zu stören.

Ein fünf Kilometer langer Rundweg führt um den Nonnensee und verläuft teilweise entlang der ehemaligen Kleinbahnstrecke, die einst zur Wittower Fähre und weiter nach Wiek auf Wittow führte. Ein besonderes Highlight entlang des Weges ist das Totholzwäldchen, in dem Kormorane nisten. Schroff ragen die abgestorbenen Stämme und blattlosen Kronen der Bäume in den Himmel, auf denen sich die großen Nester befinden. Erst bei genauem Hinsehen erkennt man die Kormorane, die mit ihrer exotischen Erscheinung an Geier der afrikanischen Steppe erinnern. Die Nester, die über Jahre hinweg genutzt werden, können bis zu einem Meter hoch und breit werden. Das Gewicht der Äste führt oft dazu, dass Zweige brechen, und der stark ätzende Harnsäure-Kot der Vögel tötet die Bäume. So erhält das Wäldchen sein charakteristisch bizarr-gekalktes Aussehen.

Seit 1994 dokumentiert der Biologe und Ornithologe Joachim Kleinke ehrenamtlich die Wasservögel und weitere Vogelarten rund um den Nonnensee. Regelmäßig umkreist er den See und erfasst dabei so viele Beobachtungen wie möglich. Seine Langzeitstudie von 1994 bis 2023 ergab, dass sich 223 Vogelarten am Nonnensee oder in dessen Umgebung aufhalten.

Der NABU Rügen bietet regelmäßig Vogelwanderungen am Nonnensee an, bei denen Besucher die vielfältige Vogelwelt unter fachkundiger Anleitung erleben können. Termine sind am 2. Februar um 10 Uhr, am 2. März um 9 Uhr sowie an weiteren Tagen im Jahresverlauf.

Weitere Informationen auf
www.nabu-ruegen.de

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